Montag, 21. Januar 2013

Dem Abgrund des Menschen in die Augen schauen

Als Philosophie Student hat ein gewöhnlicher Cube-Mag Autor, sehr viele Probleme an der Universität. Ich erinnere mich an Szenen, wo mir entgegengesetzt ein Professor, zu meiner Rechten eine Türkin vom Schlage einer Kemalistin, und zu meiner Linken wiederum von mir geschätzter Mensch, von dem ich erfahre das er Ex-Muslim ist, alle Worte mich durchbohrend sprechen. Irgendwie hat mich das alles nicht umgehauen, denn daran bin ich gewöhnt, doch gefragt habe ich mich schon ob er nun zu den Ex-Muslimen, zu diesem kuriosen Club gehört, oder ob er nur eine Bezeichnung für seine Lage genannt hat. Interessant ist, dass ich nur ein bisschen Verständnis unter den Neo-Marxisten ernten kann. Denn für sie ist „Wahrheit immer noch Wahrheit“, wie ich es entnommen von Sloterdijk formuliere, der sagte: „In Deutschland ist Wahrheit immer noch Wahrheit“. Fakt ist aber, das nach der Frankfurter Schule in Deutschland auch nicht mehr der große Philosophie-betrieb (der Begriff ist schon makaber) im Gange ist. Zwei Phänomene beweisen dies. Keiner schert sich um Gedanken, und im Phänomen des Nicht-Scherens gibt einem kein Gedanke den Impuls der Aktion.
Was passiert mit den Muslimen aber angesichts dieses großen und schweren Erbes der Philosophie in Europa und ganz besonders, auch hier die Sonderstellung, der deutschen Philosophie? Mit der einfachen Phrase ausgedrückt, sie kommen unter die Räder. Aber so was von. Die die eines Rückgrades sich schon im voraus entledigt haben, haben es im Vergleich zu anderen viel leichter. Deren Knochen werden nicht unter dieser zermalmenden Maschinerie zu Staub verarbeitet. Natürlich sollte man zu Recht hier vielleicht einwerfen, dass diese Maschinerie eigentlich die über alles herausragende kapitalistische Weltbild ist, die sich schließlich auch der Philosophie, ihr Böses an tuend, bedient hat. Ob die Philosophie einen solchen Rahmen überhaupt entstehen lassen hat, diese Frage will ich nicht erörtern und verweise hier auf „Die Dialektik der Aufklärung“.
Etwas interessantes ist jedoch die europäische Philosophie, der sogar von Albert Camus eine solche Sonderstellung gegeben wird, die mit der Revolte zusammenhängt, deren Motiv wirklich nur beim Europäer zu finden ist. Tatsächlich scheint der Europäische Geist so tief und so klar in die Abgründe des Menschen zu schauen, wie keine andere Philosophie vor ihr. Sie dringt in die Tiefen des Menschen ein, um dort Nichts zu finden. Ok, Nichts stimmt wiederum nicht, aber sie findet da nur ein dunkles Loch, eine Hölle, der man nicht entfliehen kann. Sie findet dort einen Gollum, der seinen Ring verloren hat, aber es hat doch nie einen solchen Ring gegeben? Ja, die europäische Philosophie sieht in den Abgrund des Menschen und macht daraus eine Philosophie, das können sie fabelhaft. Ein Freund nannte mal ein schönes Beispiel. „Der europäische Geist“, sagte er, „ist jener der sich der Sonne stetig nähert, doch in diesem Nähern, verlängert sich auch stets sein Schatten, aber anstatt mal den Kopf einmal gegen die Sonne zu wenden, sind sie damit beschäftigt im Dunkeln zu sehen, den Schatten zu betrachten, ihn als Allumfassend zu erkennen.“ Dieses Beispiel entspringt einem Kopf der zuhöchst europäisch ist, also einem Geist der tatsächlich Postmodern ist, also selbst in die dunklen Abgründe sehend ist dieser Gedanke formuliert, und vielleicht bahnt sich schon in diesem Gedanken eine große Philosophie, eine letzte Revolte, die Europa fern geblieben ist, weil sie den letzten Schritt nicht gewagt hat.

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