Als Philosophie Student
hat ein gewöhnlicher Cube-Mag Autor, sehr viele Probleme an der
Universität. Ich erinnere mich an Szenen, wo mir entgegengesetzt ein
Professor, zu meiner Rechten eine Türkin vom Schlage einer
Kemalistin, und zu meiner Linken wiederum von mir geschätzter
Mensch, von dem ich erfahre das er Ex-Muslim ist, alle Worte mich
durchbohrend sprechen. Irgendwie hat mich das alles nicht umgehauen,
denn daran bin ich gewöhnt, doch gefragt habe ich mich schon ob er
nun zu den Ex-Muslimen, zu diesem kuriosen Club gehört, oder ob er
nur eine Bezeichnung für seine Lage genannt hat. Interessant ist,
dass ich nur ein bisschen Verständnis unter den Neo-Marxisten ernten
kann. Denn für sie ist „Wahrheit immer noch Wahrheit“, wie ich
es entnommen von Sloterdijk formuliere, der sagte: „In Deutschland
ist Wahrheit immer noch Wahrheit“. Fakt ist aber, das nach der
Frankfurter Schule in Deutschland auch nicht mehr der große
Philosophie-betrieb (der Begriff ist schon makaber) im Gange ist.
Zwei Phänomene beweisen dies. Keiner schert sich um Gedanken, und im
Phänomen des Nicht-Scherens gibt einem kein Gedanke den Impuls der
Aktion.
Was passiert mit den
Muslimen aber angesichts dieses großen und schweren Erbes der
Philosophie in Europa und ganz besonders, auch hier die
Sonderstellung, der deutschen Philosophie? Mit der einfachen Phrase
ausgedrückt, sie kommen unter die Räder. Aber so was von. Die die
eines Rückgrades sich schon im voraus entledigt haben, haben es im
Vergleich zu anderen viel leichter. Deren Knochen werden nicht unter
dieser zermalmenden Maschinerie zu Staub verarbeitet. Natürlich
sollte man zu Recht hier vielleicht einwerfen, dass diese Maschinerie
eigentlich die über alles herausragende kapitalistische Weltbild
ist, die sich schließlich auch der Philosophie, ihr Böses an tuend,
bedient hat. Ob die Philosophie einen solchen Rahmen überhaupt
entstehen lassen hat, diese Frage will ich nicht erörtern und
verweise hier auf „Die Dialektik der Aufklärung“.
Etwas interessantes ist
jedoch die europäische Philosophie, der sogar von Albert Camus eine
solche Sonderstellung gegeben wird, die mit der Revolte
zusammenhängt, deren Motiv wirklich nur beim Europäer zu finden
ist. Tatsächlich scheint der Europäische Geist so tief und so klar
in die Abgründe des Menschen zu schauen, wie keine andere
Philosophie vor ihr. Sie dringt in die Tiefen des Menschen ein, um
dort Nichts zu finden. Ok, Nichts stimmt wiederum nicht, aber sie
findet da nur ein dunkles Loch, eine Hölle, der man nicht entfliehen
kann. Sie findet dort einen Gollum, der seinen Ring verloren hat,
aber es hat doch nie einen solchen Ring gegeben? Ja, die europäische
Philosophie sieht in den Abgrund des Menschen und macht daraus eine
Philosophie, das können sie fabelhaft. Ein Freund nannte mal ein
schönes Beispiel. „Der europäische Geist“, sagte er, „ist
jener der sich der Sonne stetig nähert, doch in diesem Nähern,
verlängert sich auch stets sein Schatten, aber anstatt mal den Kopf
einmal gegen die Sonne zu wenden, sind sie damit beschäftigt im
Dunkeln zu sehen, den Schatten zu betrachten, ihn als Allumfassend zu
erkennen.“ Dieses Beispiel entspringt einem Kopf der zuhöchst
europäisch ist, also einem Geist der tatsächlich Postmodern ist,
also selbst in die dunklen Abgründe sehend ist dieser Gedanke
formuliert, und vielleicht bahnt sich schon in diesem Gedanken eine
große Philosophie, eine letzte Revolte, die Europa fern geblieben
ist, weil sie den letzten Schritt nicht gewagt hat.
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