Mittwoch, 23. Januar 2013

Was hat es auf sich

Was hat es auf sich. Unsere Taten. Unsere Machenschaften, unser Machen also, unsere Anstrengungen, der Weg den wir eingeschlagen haben.
Es war ein Seminar zu Aristoteles, wo ein Freund dem Seminar erklärte, wie Thomas von Aquin eigentlich die aristotelischen Theorien missbrauchend, diese Ideen zu einem Gottesbeweis genommen hat. Hat er die Philosophie tatsächlich missbraucht. Nein, wohl kaum wenn er doch selber Philosoph war. Der einzige Unterschied, ihm widersprechend, ist, dass es im Abendland im Gegensatz zum Morgenland, keinen Al-Ghazali gab, der allem widersprechend klagte, das was ihr macht hat nichts mit Religion zu tun, es ist nur Philosophie, das nur ist wichtig. Das Christentum hat jedoch Thomas von Aquin zum Kirchenvater und zum anerkannten Dogma gemacht. Ob das Christentum tatsächlich eine monotheistische Religion ist, ist ja schon mit Paulus umstritten.
Was solls, als wir aus dem Seminar gehen, heißt es, ich sähe die Figuren Al-Ghazali usw. als Männer, die die Wahrheit sprechen. Ich bin sein größter Kritiker muss ich ihm antworten. Mir geht es nicht um Philosophie, das interessiert mich alles nicht, sage ich ihm, als ich meine Jacke mich vor der Kälte zu schützen zuknöpfe. Mich interessiert auf welcher Ontologie, wir die menschenwürdigste Existenzvorstellung, Ethik und Anthropologie aufbauen können. Das interessiert mich. Da spricht der Muslim aus dir ist die Antwort, mit einer Prise Warnung, wähle den Weg der Vernunft. Es stimmt, der Weg des Muslims ist der pragmatische, unsere Stärke, keine philosophischen Verstrickungen, sondern die Tat. Der Weg des Muslims, ist der Weg der Vernunft, muss ich ihm zitternd antworten. Pragmatisch verschiebt er die Diskussion auf später, wir verabschieden uns zitternd.

Dienstag, 22. Januar 2013

Dem Menschsein entgegen gehen

Der Abend brach an, eine müde Heimfahrt, im Versuch den Menschen zu bestimmen, dieses Bestimmte, im Kopf abstrakte, jungen Menschen zu vermitteln. Es verdunkelte sich die Welt, sich einem Schlummer weiterhin zu legen, nun vielleicht sogar mit einem richtigen Grund. Die Gewissen können beruhigt schlummern, denn die Nacht verdeckt und deckt; es uns in den Schlummer. Es war ein Sonntagabend, es schneite schon den ganzen Tag und die Erde war bedeckt von der dünnen Decke aus gefrorenem Wasser. Die Kahlheit der Bäume wurde verhüllt, als wollte man sie wie eine Braut kleiden um sie für den Frühling vorzubereiten. Der Zug brauchte noch 20 Minuten um zu kommen, und wie konnte ich mir da sicher sein, doch ich vertraute auf etwas, ein System, etwas Metaphysischem, unglaublich Abstraktem. Ich lief den Steig entlang, bedacht darauf meine Schritte so zu setzen, in Gedanken, dass vielleicht jemand meinen Spuren folgen will und plötzlich bin ich am Ende; muss von da an wieder zurückgehen, doch wie? Ich tastete meinen vorigen Gang nicht an, doch was sollte der Mensch denken, der diese zwei Spuren zu lesen vermag; Resignation?

Heute morgen ist der Schneefall noch immer da, die Hand meiner Gattin in meiner Tasche wärmend, treffe ich am Steig auf einen Freund. Ich frage ihn was er nun macht, wohin er geht und was er studiert? BWL erfahre ich. Etwas befremdlich fragt er mich ob ich "Islamwissenschaft" studiere und will es nicht wie ein Klischee anhören lassen. Nö, es stört mich nicht das er so denkt. Ich studiere jedoch Germanistik und Philosophie, mit dem Ziel in die Theologie zu wechseln. Das ist schon mal eine Jobaussicht ist die Antwort. Er hat sich vom Geistlichen verabschiedet sagt er mir, soll das heißen, dass er sich von der Geistlichkeit, also der Religion, oder dem Geist abgewendet hat? Ich weiß nicht was von beiden schlimmer ist, aber er hat wohl die Lage treffend erläutert. Erst war die Geistlichkeit dran; erst einmal Dekonstruiert, ist auch der Geist entschwunden. Er interessiere sich also nicht, und habe sich der Ökonomie gegeben. Der Geist und die Geistlichkeit ist die Bedingung für das Menschsein bin ich versucht ihm zu erklären, aber er interessiere sich nicht, das Ökonomische ist das maschinelle, sie entfremde versuche ich zu erklären, aber das interessiere ihn nicht, ich fühle ein Druck an meiner Hand. Was ist deine Aussicht auf die Zukunft, ich weiß nicht ob er die Frage so formuliert, aber so ist es gemeint; Ich will die deutsche Philosophie aus ihrer Sackgasse verhelfen verkünde ich ihm, spüre wieder einen Druck an meiner Hand. Die deutsche oder eure, ist die Frage, die deutsche sage ich, und merke wie ich ausgegrenzt werde. Der Zug kommt, wirbelt den Schnee auf und wir verabschieden uns noch nicht einmal, jeder sucht ein warmes Plätzchen.

Montag, 21. Januar 2013

Dem Abgrund des Menschen in die Augen schauen

Als Philosophie Student hat ein gewöhnlicher Cube-Mag Autor, sehr viele Probleme an der Universität. Ich erinnere mich an Szenen, wo mir entgegengesetzt ein Professor, zu meiner Rechten eine Türkin vom Schlage einer Kemalistin, und zu meiner Linken wiederum von mir geschätzter Mensch, von dem ich erfahre das er Ex-Muslim ist, alle Worte mich durchbohrend sprechen. Irgendwie hat mich das alles nicht umgehauen, denn daran bin ich gewöhnt, doch gefragt habe ich mich schon ob er nun zu den Ex-Muslimen, zu diesem kuriosen Club gehört, oder ob er nur eine Bezeichnung für seine Lage genannt hat. Interessant ist, dass ich nur ein bisschen Verständnis unter den Neo-Marxisten ernten kann. Denn für sie ist „Wahrheit immer noch Wahrheit“, wie ich es entnommen von Sloterdijk formuliere, der sagte: „In Deutschland ist Wahrheit immer noch Wahrheit“. Fakt ist aber, das nach der Frankfurter Schule in Deutschland auch nicht mehr der große Philosophie-betrieb (der Begriff ist schon makaber) im Gange ist. Zwei Phänomene beweisen dies. Keiner schert sich um Gedanken, und im Phänomen des Nicht-Scherens gibt einem kein Gedanke den Impuls der Aktion.
Was passiert mit den Muslimen aber angesichts dieses großen und schweren Erbes der Philosophie in Europa und ganz besonders, auch hier die Sonderstellung, der deutschen Philosophie? Mit der einfachen Phrase ausgedrückt, sie kommen unter die Räder. Aber so was von. Die die eines Rückgrades sich schon im voraus entledigt haben, haben es im Vergleich zu anderen viel leichter. Deren Knochen werden nicht unter dieser zermalmenden Maschinerie zu Staub verarbeitet. Natürlich sollte man zu Recht hier vielleicht einwerfen, dass diese Maschinerie eigentlich die über alles herausragende kapitalistische Weltbild ist, die sich schließlich auch der Philosophie, ihr Böses an tuend, bedient hat. Ob die Philosophie einen solchen Rahmen überhaupt entstehen lassen hat, diese Frage will ich nicht erörtern und verweise hier auf „Die Dialektik der Aufklärung“.
Etwas interessantes ist jedoch die europäische Philosophie, der sogar von Albert Camus eine solche Sonderstellung gegeben wird, die mit der Revolte zusammenhängt, deren Motiv wirklich nur beim Europäer zu finden ist. Tatsächlich scheint der Europäische Geist so tief und so klar in die Abgründe des Menschen zu schauen, wie keine andere Philosophie vor ihr. Sie dringt in die Tiefen des Menschen ein, um dort Nichts zu finden. Ok, Nichts stimmt wiederum nicht, aber sie findet da nur ein dunkles Loch, eine Hölle, der man nicht entfliehen kann. Sie findet dort einen Gollum, der seinen Ring verloren hat, aber es hat doch nie einen solchen Ring gegeben? Ja, die europäische Philosophie sieht in den Abgrund des Menschen und macht daraus eine Philosophie, das können sie fabelhaft. Ein Freund nannte mal ein schönes Beispiel. „Der europäische Geist“, sagte er, „ist jener der sich der Sonne stetig nähert, doch in diesem Nähern, verlängert sich auch stets sein Schatten, aber anstatt mal den Kopf einmal gegen die Sonne zu wenden, sind sie damit beschäftigt im Dunkeln zu sehen, den Schatten zu betrachten, ihn als Allumfassend zu erkennen.“ Dieses Beispiel entspringt einem Kopf der zuhöchst europäisch ist, also einem Geist der tatsächlich Postmodern ist, also selbst in die dunklen Abgründe sehend ist dieser Gedanke formuliert, und vielleicht bahnt sich schon in diesem Gedanken eine große Philosophie, eine letzte Revolte, die Europa fern geblieben ist, weil sie den letzten Schritt nicht gewagt hat.